Was das wohl bedeutet?

froda, tscharva oder caldera

Unsere Zimmernamen und ihre Bedeutung

Jedes Hotelzimmer ist einem lokalen Handwerk, einer kulturellen Charakteristik oder einem Naturthema der Val Medel gewidmet. Zu jedem Thema findet ihr Literatur in der Bibliothek «egliada».

mona

Bis in die 80er Jahre wurde in der Val Medel Bergackerbau bis auf eine Höhe von über 1700 m ü. M. betrieben. Das Zimmer mona nimmt das Thema Bergackerbau auf, der in der Kulturlandschaft seine Spuren hinterlassen und diesen stark geprägt hat. Im Schattenwurf der Abenddämmerung erkennt man die Terrassen, die früher als Getreidefelder dienten. In der auf dieser Höhe kurzen Vegetationsperiode konnte das Korn nicht ausreifen; es wurde im September mit der Sichel geerntet, zu Korngarben (monas) zusammengebunden und auf die Kornhisten (chischners) gehängt. So reifte das Korn in der Oktobersonne und konnte danach verarbeitet werden. Es stehen noch drei dieser Kornhisten in der Val Medel. Eine in Mireias unterhalb Curaglia, eine im Dorf Fuorns und eine in Clavrut oberhalb vom Weiler Acla.

talina

Die mächtigen, freistehenden Kornhisten mit eigenem Giebeldach werden auf Romanisch chischners genannt. Nebst den chischners haben die meisten traditionellen Stallscheunen in der Val Medel unter dem Vordach ebenfalls Histen installiert. Diese werden talina genannt. Auch sie dienten dem Trocknen von Korn und Heu. Das Zimmer talina nimmt das Thema der landwirtschaftlichen Gebäude auf, die auch heute noch, zwar oft ohne Nutzung, die Kulturlandschaft der Val Medel stark prägen. Als Zeitzeugen berichten sie über die bäuerliche Kultur und die stark ausgeprägte Transhumanz (Wanderweidewirtschaft) in der Val Medel.

caura

Die Ziegenhaltung war in der Val Medel in den letzten 150 Jahren ein wichtiges Standbein der Medelser Bauernfamilien. Sie hielten ein paar Ziegen, um im Sommer Milch und Käse für den Eigengebrauch zu haben, während die Kühe auf der Alp weideten. Bis vor 60 Jahren weideten um die 1000 Ziegen im Tal, heute sind es noch rund 150 Tiere. Dies hat Folgen für die Kulturlandschaft: der Wald erobert sich die ehemaligen Weideflächen der Ziegen zurück. Das Zimmer caura steht für die Beweidung durch Ziegen und somit für die traditionelle Kulturlandschaft der Val Medel.

caldera

Caldera ist das «Käsekessi». Das Zimmer steht für die Alpwirtschaft, die bis heute Teil der bäuerlichen Kultur ist. In der Val Medel werden die meisten Alpen noch bestossen: mit Ziegen (Alp Puzzetta, Val Cristallina), Schafen (Alp Ganaretsch, Alp Lavaz, Val Cristallina), Rindern (Alp Soliva), Mutter- und Milchkühen (Val Cristallina, Alp Pazzola, Alp Plattas, Alp Sogn Gagl). Die hochwertigen Produkte wie Alpkäse, Ziger und Alpbutter oder die «Herbstgitzis» gehören hier in jeden Haushalt und sind ein fester Bestandteil unserer medelina-Küche.

senda

Senda steht für Weg oder Saumpfad. Die Via Lucmagn – ein Kulturweg von ViaStoria – zeugt von Fürsten und ihren Heeren, Händlern, Pilgern und Gelehrten, die den 1913 m ü. M. gelegenen und damit tiefsten Passübergang der zentralen Alpen rege nutzten. Das Zimmer senda steht für die Verbindung der romanisch sprechenden Val Medel mit dem italienisch sprechenden Bleniotal. Der alte Lukmanierweg führt vorbei an Kirchen, Kapellen und Hospizen, über Alpweiden der Abtei und der blenieser Bürgergemeinden. Er führt über die Wetterscheide der Alpen, von Norden herkommend in die warme Sonne des Südens oder umgekehrt in die klare Alpenluft der Val Medel.

slonda, teila, launa, costa und stiala

Das traditionelle Handwerk ist aus der lokalen Kulturgeschichte nicht wegzudenken. So wurde mit Wolle, Leine und Hanf gewoben und Stoff (teila) hergestellt, aus Haselruten wurden Körbe geflochten und das Holz aus der Val Medel wurde zu Häusern, Schindeln und zu Möbel verarbeitet. Launa ist die Wolle und steht für die Weberei. Costa ist die Rippe und erinnert als Bestandteil des Haselkorbes an die Korbflechter, die auf romanisch «canistrers» genannt wurden. Heute flechten nur noch ganz wenige mit Haseln. Mit Rico und seiner kleinen Werkstatt in Curaglia lebt das Flechten mit Haselruten weiter. Die stiala ist der Hobelspan und steht für das traditionelle Holzhandwerk.

Auch das Schindelhandwerk hat eine lange Tradition in der Val Medel. Früher wurden alle Dächer mit Schindeln (slonda) eingedeckt. Über 100 Gebäude der Val Medel haben noch heute ein Schindeldach. Viele wurden beim Sturm Vivian zerstört und später durch Blechdächer ersetzt. Die Stiftung «Cuntrada cultivada Val Medel» hat sich zum Ziel gesetzt, das Schindelhandwerk zu fördern und Schindeldächer zu erhalten. Heute zählt das Tal noch 4 Schindelmacher, die nach alter Tradition Schindeln für die von der Stiftung mitfinanzierten Dachsanierungen herstellen.

froda

Wasser ist für die Val Medel von zentraler Bedeutung. Bergbäche, der Medelser Rhein und die Gletscher haben die Landschaft geomorphologisch stark geprägt. Wirtschaftlich hält das Wasser auch die Gemeinde finanziell am Leben. Seit den 60er Jahren wird das Wasser für die Energiegewinnung im Tal gespeichert (Lai da Sontga Maria), gefasst und in Speicherseen abgeleitet, die ausserhalb des Tals liegen. Der Stausee hat die Landschaft und das Leben in der Val Medel stark verändert. Heute bilden Wasserzinsen und Konzessionsbeiträge wichtige Einnahmen für die Gemeinde. Froda ist die alte Bezeichnung des oberen Rein da Medel von der Quelle bis zur Mündung des Rein da Cristallina. In diesem Abschnitt fliesst der Rhein noch in seiner ursprünglichen Form.

cristalla

Die geologischen Besonderheiten des Lukmanierpasses sind vielleicht wenig bekannt, aber unglaublich spannend. Die geologischen Schichten sind hier so aufgestellt, dass sie entlang der Passstrasse wie ein Buch gelesen werden können. Als Teil des Gotthardmassivs mit seinen vielen Klüften ist das Tal für ihr reiches Vorkommen an Mineralien bekannt. So wurden einzigartige Exemplare des Adulars gefunden. Das Strahlen hat in der Val Medel eine lange Tradition. Bereits Pader Placidus à Spescha beschäftigte sich intensiv mit der mineralogischen Vielfalt des Tales.

suitga

Die Val Medel beheimatet eine vielseitige Vegetation und eine hohe Diversität der Pflanzenwelt. Einmalige Flach-, Hoch- und Waldmoore, Mager- und Trockenwiesen, Fichten- und Arvenwälder mit ihrer Biodiversität prägen den Charakter der Val Medel. Aufgrund der geologischen Vielfalt ist auch die Alpenflora oberhalb der Waldgrenze sehr artenreich.

tscharva

Die Val Medel ist Heimat vieler grosser und kleiner Tiere, die sich den speziellen Lebensräumen bestmöglich angepasst haben. Der Rothirsch (tscharva), die Gams, das Reh, der Steinbock und das Murmeltier lassen sich an verschiedenen Orten im Tal gut beobachten. Die Patentjagt hat eine lange Tradition in der Val Medel. Seit einigen Jahren ist auch der Luchs und der Wolf wieder heimisch geworden. Für Vögel, Reptilien und Insekten bietet die Val Medel ebenfalls vielseitige Lebensräume.

garvera, bleissa, cuscha und cascada

Die Natur- und Landschaftsbegriffe stehen für die geomorphologische Vielfalt und Formen der Natur, welche die Val Medel in ihrem Erscheinungsbild prägen. Geröll- und Schutthalden (garvera) sowie steile Abhänge und Wildheuplanken (bleissa) dominieren die Landschaft in höheren Lagen. Morsche und vermooste Wurzelstöcke und Baumstrunke (cuscha) gestalten die Wälder und bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen. Die Flusslandschaften mit ihren Wasserkaskaden, Sturzbächen und Wasserfällen (cascada) gaben der Val Medel über Jahrtausende ihre heutige Form.